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Ja, liebe Hörerinnen, Hörer, hier ist wieder das Kirchentagsradio, in Stuttgart diesmal. Mein Name ist Clemens Lorenz von Rundfunk Meißner und wir sind zu Gast hier bei den Darmstädtern bei Radio Radar.
Mir gegenüber sitzen zwei nette freundliche, hübsche Damen, die auch hier auf dem Kirchentag einen Informationsstand haben von "Institute Water of Africa". Sie beschäftigen sich also mit Wasser in Afrika, die eine Dame heißt Catrin Baisch und zu der will ich auch gleich mal die erste Frage hinüberwerfen:
Wieso Wasser in Afrika, gibt es dort zu wenig?

Nein, nicht überall. Es gibt tatsächlich Regionen, wo es sehr viel Wasser gibt. Das Problem ist, dass es nicht immer genügend verteilt wird. Oftmals ist auch genügend Wasser vorhanden, aber es ist schmutzig. Also die Probleme sind vielfältig. Mitunter gibt es auch genügend Wasser, aber es kommt nicht dorthin, wo es wirklich gebraucht wird.

Also wir sind das ja in Deutschland durchaus gewöhnt, den Wasserhahn aufzumachen und dann kommt trinkbares, frisches, meistens klares Wasser heraus. In Afrika scheint das ja dann nicht immer der Fall zu sein.

Die wenigsten haben tatsächlich einen Hausanschluss für Wasser. Die meisten müssen lange Wege in Kauf nehmen und das Wasser, das sie dann bekommen, ist eben oftmals auch nicht sauber. Also in Deutschland wird ja die Wasseraufbereitung häufig recht kompliziert gemacht. Es gibt große Wasserwerke, in denen man alle möglichen Schwermetalle oder nicht trinkbaren Inhaltsstoffe entfernt.

Das ist in Afrika wahrscheinlich nicht überall der Fall und da fragen wir mal die Anne Schiffler, was für Ideen habt ihr euch da einfallen lassen?

Also das Ziel ist, möglichst einfache Ideen zu haben, die die Bevölkerung umsetzen kann, für diese die Materialien hat und die auch nicht so viel kosten. Und unsere Hauptziele, die wir machen, ist mit einer Heilpflanze, mit einer Moringa-Pflanze, Moringa-oleivera. Diese Heilpflanze wächst sehr schnell, wächst in tropischen Gefilden. Sie ist zu verwenden sogar als Nahrungsmittel, die Blätter kann man verwenden und wir arbeiten mit den Samen. Dieser Samen hat die Möglichkeit, Wasser zu reinigen, in dem man ihn pulverisiert, in bestimmten Rhythmus im Wasser rührt und dann das Wasser sich absetzen lässt. Dadurch können 99% aller Keime, sprich Bakterien, beseitigt werden und das Wasser dazu trinkbar ist. Es kann abgeschöpft werden, es setzt sich unten der Schmutz und die Keime setzt sich dort ab.

Diese Pflanze oder Strauch oder Baum ist eine Pflanze, die ohnehin dort einheimisch ist und wächst?
Ganz genau. Wir haben sogar erlebt, dass in Burundi, wo wir letztes Jahr waren, dass dort mitten in der Stadt in Bujumbura ein Moringa oleivera Baum gewachsen ist und die Leute erstaunt waren, dass man mit diesem Baum Wasser reinigen kann, der bei ihnen schon von Natur aus wachsen könnte.

Nun ist ja die Frage, was sind denn dafür Keime drin? Wir sind ja gewöhnt, dass Wasser, was wir trinken, keine hat und wir werden ja meistens auch nicht krank davon. Also, wo liegt dann die Gefahr in Afrika an diesem Wasser?

Das liegt sowohl an der Landwirtschaft, also von Burundi zum Beispiel. Die Leute leben von kleinster Tierhaltung, sie haben keine Kanalisationen. Das Wasser wird verunreinigt durch Fäkalien der Tiere, aber auch durch Abwässer, die umgekehrt in die Flüsse geleitet werden, weil sie einfach durch Regen dann da reingeschwemmt werden. Und die Leute haben keine Möglichkeit, ein anderes Wasser zu kommen, außer sie aus ihren nächsten Fluss zu schöpfen. Also, man kann im Grunde Oberflächenwasser dafür benutzen?

Ja.

Fangen wir mal ganz von vorne an. Die Technik scheint ja relativ einfach zu sein. Es ist also keine Umkehrosmose-Anlage oder auch viel Strom oder irgendetwas notwendig. Wie viel Zeit muss denn eine Familie, also eine normale Dorffamilie, aufwenden, um ihr Wasser damit trinkbar zu machen?

Man benötigt gut eine Stunde dafür. Also, einmal zehn Minuten, um den Moringa-Samen vorzubereiten, um die Schale abzumachen und zu zermahlen. Und ja, zehn Minuten etwa, um das Ganze zusammen im Wasser umzurühren. Und dann muss das ganze Wasser eine Stunde noch ruhen, damit die Bestandteile Zeit haben, sich am Boden abzusetzen.

Also, der Samen selber ist jetzt für den menschlichen Gebrauch nicht giftig? Oder wenn da irgendwie Rückstände übrig bleiben, kann es nicht schädig sein?

Nein. Von diesem Baum sind keinerlei Bestandteile giftig, der Samen auch nicht. Und die Rückstände und Schalen und das, was sich am Boden absetzt, das kann man als Dünger einfach wieder unter die Büsche tun und es ist kein Problem. Und sagen ja die Ingenieure in Deutschland, die einfache Lösung ist immer die beste Lösung, dann fragt man sich schon manchmal, warum kommt man nicht schneller aus so einfacher Lösung? Ja, das ist die Frage. Ich denke, viele große Organisationen wollen eine schnelle, klare Lösung, die sich hier gut verkaufen lässt, kurz einen Brunnen bohren, sauberes Wasser rausholen.

Ja, das macht sich gut, dafür kann man gut werben, aber das ist nicht immer nötig. Also könnte man mit geringem Aufwand, mit geringem Geldmengen ,Wasser zumindest im bakteriologischen Bereich so herrichten, dass es schadlos trinkbar ist?

Das ist absolut möglich. Der große Vorteil ist, dass ja keine Technik kaputt gehen kann.

Der Baum wächst wahrscheinlich nach?

Der Baum wächst nach, er wächst sogar sehr schnell, man kann ihn auch zurückstutzen, er treibt immer wieder kräftig aus. Das heißt, man hat das ganze Jahr über Erntezeit oder nur zu gewissen Zeiten?

Man kann das ganze Jahr über Ernten, das Gute an den Tropen ist ja, dass es keine Jahreszeiten gibt, so wie hier. Man kann also immer neue Bäume pflanzen und auch ständig ernten.

Und man braucht auch keinen großen Wald, sondern für eine Familie reichen, so heißt es, die 1, 2, 3 Bäume?
Es reicht völlig aus für eine Großfamilie.

Hat man das auch schon in größerem Maßstab probiert? Oder ist das jetzt auf eine Familie oder was ist die Größenordnung? Oder ginge das auch in Hausgemeinschaften oder in größeren Mengen?

Es geht auch in großen Mengen. Diese Moringa-Bäume werden teilweise sogar schon in großen Plantagen angepflanzt. Allerdings für Schulen ist der Aufwand dann doch ein bisschen groß, weil man ja auch eine Stunde warten muss, bis das Wasser abgesetzt ist. Man müsste für eine Schule beispielsweise etliche Eimer Wasser aufbereiten. Für solche Größenordnung gibt es andere angepasste Möglichkeiten, die infrage kommen.

Finde ich eine prima Idee und vor allen Dingen kann ich mir vorstellen, dass es nicht schwierig ist, es umzusetzen, weil ihr ja keine Millionenbeträge braucht, sondern eigentlich relativ wenig Geld. Und man ist ja eine Entwicklungshilfe eher gewöhnt, dass man riesige Projekte bauen will. Große Projekte sind meistens nicht nötig. Also auch noch kosteneffektiv und wenn das erst mal funktioniert, sich vielleicht auch selbst verbreiten, dass die Leute das voneinander lernen können?

Ja, das ist unser großes Anliegen, dass die Leute die Projekte auch selbstständig weiterführen können. Sonst sind sie auch Jahre hin auf Hilfe von außen angewiesen, wenn die Hilfe denn tatsächlich kommt. Wir haben es oft schon erlebt, dass wir in Regionen gekommen sind, wo es ein Wasserprojekt gab, was schon längere Zeit defekt war und niemand fühlte sich verantwortlich.

Finde ich ganz toll, wer euch jetzt unterstützen will, mehr wissen will oder irgendwelche weitergehenden Informationen, die man ja leider in so kurzen Schnipseln hier nicht mitteilen kann, möchte, wo kann er sich dahin wenden?

Wir haben eine Website, auf die man schauen kann, die ist auch englisch verfügbar. Und zwar ist das water-for-africa.org.

Eine ganz prima Sache, sehr zu empfehlen. Alle, die sich interessieren, bitte mal reinkommen. Das war die Catrin Baisch und mit ihrer Bekannten, der Anne Schiffler, sind sie hier auf der Messe. Wer hierher kommen will, kann sie auch noch besuchen, welchen Stand habt ihr?

B14 in der Halle 8. Vielen Dank, liebe Zuhörer. Es führte das Gespräch Clemens Lorenz von Rundfunk von Meisner hier in Stuttgart auf dem Kirchentagsradio.

Adresse

Institute Water for Africa e.V.
Silcherstr. 74
71384 Weinstadt, Deutschland
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